Aktuelles

Die ersten Kurse der Straßen-Universität Stuttgart

Kulinarische, sportliche und kulturelle Angebote gaben einen Vorgeschmack auf das Semesterprogramm.

Kochen lernen und Gemeinschaft erleben

Einfach einmal mit ein paar Kursen starten dachte sich das Team der Strassen-Universität im Frühjahr 2022. Die Auswahl der Kurse hat sich dabei organisch im Laufe der Befragungen entwickelt. Der allererste Kurs war an drei Terminen im März ein Kochkurs in der Stadtmission der Evangelischen Gesellschaft. Dank der Zusammenarbeit mit der Raupe Immersatt und Harrys Bude wurde im ersten Termin aus gerettetem Gemüse gekocht. Ein Demeter-Bauer sorgte für theoretischen Input. Grillgemüse, Bratkartoffeln, Tortilla und Rote-Bete-Salat konnten nach getaner Arbeit in geselliger Runde verzehrt werden. Auf Wunsch der Teilnehmenden wurde im zweiten Termin Fleischküchle und schwäbischer Kartoffelsalat zubereitet. Matthias Murjahn erzählte etwas über Lebensmittelrettung und Foodsharing. Sowohl um der Lebensmittelverschwendung etwas entgegenzusetzten als auch um kostenlos an frische Lebensmittel zu kommen ist Foodsharing eine Möglichkeit. In ganz Stuttgart gibt es sogenannte „Fairteiler“ an denen sich alle Menschen kostenlos bedienen können. Zum Essen gab es noch einen Vortrag zur gesunden Ernährung von Christina Pittelkow‐Abele. Sie stellte anhand der Ernährungspyramide die optimale Nährstoffverteilung dar.

Dank des schönen Wetters konnte der letzte Termin des Kochkurs, bei dem es um Desserts und Süßspeisen ging, nach draußen verlegt werden. Thematisch schärfte Lebensmittelchemiker Wolfgang Kesselring das Bewusstsein über die Verschwendung von Lebensmitteln in Deutschland und unterstrich wie wichtig ein Umdenken ist. Er führte aus, wie lange einzelne Lebensmittel auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums oftmals noch verzehrbar sind. Anders verhält es sich beim Mindestverbrauchsdatum, abgelaufene Lebensmittel sollten keinesfalls mehr verzehrt werden.

Kampfsport und Selbstverteidigung

Weiter ging es im April mit einem Kampfsportkurs. Fit-werden und gemeinsam Spaß haben - darum geht es hier. Zu Beginn der Stunde werden erst einmal die Muskeln aufgewärmt und gedehnt. Nur so kann gewährleistet werden, dass die schnellen Kombinationen aus Kickbox-Elementen verletzungsfrei durchgeführt werden. Dabei trainiert jede/r im eigenen Tempo. Für die Teilnehmenden war es oftmals das erste Mal, dass sie Boxhandschuhe anhatten. Die Freude war groß als sich nach mehreren Stunden deutliche Verbesserungen einstellen. Mit der Zeit automatisieren sich die Bewegungsabläufe und auch das allgemeine Fitness-Level steigt. Mit Gruppen-stärkenden Spielen und einem Cool-Down enden die Stunden.

Führung durch die Ausstellung „Schwieriges Erbe“

Auf besonders großes Interesse stieß die Führung durch die Ausstellung „Schwieriges Erbe“ im Lindenmuseum. Eine bunte Gruppe von insgesamt 17 Personen bestehend aus Mitarbeitenden der Neuen Arbeit, Teilnehmende über Facebook und Gäste von eva’s Tisch   beschäftigte sich während der Führung mit dem deutschen Kolonialismus. Wer war der Museumsgründer Karl Graf von Linden und welche Rollen können ihm heute zugeschrieben werden? Darum ging es in der Führung.

Außerdem beleuchtete die Führerin die kontroversen Diskussionen rund um das komplexe Thema des Kolonialismus. Zudem können Besuchende sich selbst einbringen und ihre Meinung zur Ausstellung sowie zur Zukunft des Lindenmuseum in einem extra Raum einbringen. Wir danken dem Lindenmuseum für die spannende und vielseitige Führung.

Führung durch die Sammlung des Kunstmuseums

Nochmal ins Museum ging es im Juni. Der Kubus am Schlossplatz, das städtische Kunstmuseum ist wohl vielen schon einmal aufgefallen. Wie vielfältig die hauseigene Sammlung ist, erfuhren die Teilnehmenden bei einer spannenden und kurzweiligen Führung. Von Gemälden von Otto Dix bis zu Installationen von Kunst-Studierenden war alles dabei. Unter den Teilnehmenden herrschte großes Interesse und so wurden fleißig Fragen zu den einzelnen Exponaten gestellt, sowie über deren Aussagemöglichkeiten diskutiert. Ein besonderes Highlight war auch der mit Wachs ausgekleidete enge Raum indem alle einzeln die Erfahrung machen und kurz innehalten konnten. „So könnte sich vielleicht eine Biene fühlen“ beschrieb eine Teilnehmerin die Erfahrung.

Yoga für alle

Nachdem der Wunsch nach etwas Gutes für einen selbst tun in den Interviews immer wieder geäußert wurde und bei den Befragten das Bedürfnis nach Entspannung und Bewegung groß war, organisierten wir einen Yoga-Kurs. Zwei einfühlsame Trainerinnen fanden wir über facebook. An vier Terminen trafen wir uns im Bürgerhaus Rot, direkt über dem Stadtteiltreff Oase. In der Oase gibt es täglich einen günstigen Mittagstisch, sowie weitere Angebote und Beratung. Dabei trauten sich auch Gäste des Mittagstisch spontan teilzunehmen und merkten am Ende, dass diese sanfte Bewegung gut tut und für jeden etwas ist. „Das Schöne am Yoga ist, dass Anfänger und Geübte gemeinsam trainieren können, denn jede einzelne Übung kann in verschiedenen Intensitätsstufen ausgeführt werden“, so Projektleitung Annette Mehlhorn. Die Teilnehmenden zeigten sich ebenfalls begeistert: „Ich wusste gar nicht so recht, was Yoga ist und dass es mir selbst gut tun würde.“ Ein anderer schloss sich dem an: „Ich war danach tiefenentspannt und wäre am liebsten einfach liegengeblieben.“

Nach den vielen positiven Erfahrungen aus den ersten Kursen wurden diese auch für das Programm wieder aufgenommen.